Ursprünge |
Woher stammen Hamamelis? Wildwachsend am Naturstandort finden wir Hamamelis in zwei Gebieten der Nordhalbkugel. Wir unterscheiden die nordamerikanischen und die asiatischen Formen. Insgesamt werden nur fünf Arten und eine Artkreuzung bei uns kultiviert, neben denen es noch einige, hier aber unbekannte, Arten gibt. Diese werden in der Fachliteratur erwähnt, haben aber bei uns keine gartenbauliche Bedeutung erlangt. Die wichtigsten Arten für unser Sortiment, sind die asiatischen Arten. Sie besitzen die größten Petalen (Kronblätter der Blüte, welche die Insekten zwecks Bestäubung anlocken) mit den leuchtensten Farben und dem typischen, aromatischen Duft. Wir unterscheiden folgende Arten : die asiatischen Formen: H. japonica, H. mollis und die Artkreuzung x intermedia, sowie die amerikanischen Arten: H. virginiana, H. vernalis und H. macrophylla. Diese Arten haben sich meist über größere Regionen eines Landes ausgebreitet. Im Zuge der Evolution haben sich aber, weit abgelegen von diesen Ursprungsgebieten, z.B. auf den vorgelagerten Inseln des Festlandes oder in schwer zugänglichen Bergtälern, lokal begrenzte Bestände entwickelt. Sie entsprechen der Art, besitzen nur besondere Merkmale wie Blütenform bzw. Blütenfarbe oder eine auffallende Wuchsform. Wir bezeichnen diese Pflanzen als Varietät der Art, abgekürzt `var.`. Sie sind meistens durch die Isolation am Naturstandort genetisch so reinerbig (Genotyp) , dass man diese Pflanzen, untereinander bestäubt, einfach durch Aussaat vermehren könnte, ohne eine Abweichung im äußeren Erscheinungsbild ( Phänotyp) zu erhalten.- japonica: Diese Art kommt aus Japan, ist aber auch in einer Provinz von China zu finden. Die gute Winterhärte dieses Gehölzes ist auf die Höhenlage des Naturstandortes mit seinen langen und harten Wintern zurückzuführen. Hierzulande wird Hamamelis japonica nur etwa 4 – 5 Meter hoch und baut sich leicht etagenförmig und mindestens ebenso breit auf. Der Wuchs ist bei alten Pflanzen sparrig mit leicht waagerecht abstehenden Seitenzweigen. Die jungen Triebe sind grau filzig, ebenso wie die 3mm schmalen und 14mm länglichen Triebknospen. Man bezeichnet die Blattform auch als verkehrt eiförmig, da das obere Ende am breitesten ist und zum Blattstiel schmaler wird. Auffallend sind die im Kontrast zur Blattoberseite stehenden hellen Blattunterseiten. Einen großen Zierwert stellt das Herbstlaub dieser Art mit Farbstaffelungen von gelb über orange bis rot dar. Die Blütenknospen sind kurzgestielt, leicht hängend und befinden sich erst am zweijährigen Holz. In der Regel sitzen 3-5 Blüten zusammen. Blühbeginn ist bei uns nicht vor Mitte Januar, dann rollen sich die hellgelben bis gelben Petalen, mit einer Länge von bis zu 18mm und einer Breite von ca. 1,5mm aus. Durch die meist grüngelblichen bis gelbroten Kelchblätter besitzt die Blüte eine gute Farbwirkung. An warmen und sonnigen Tagen verbreitet Hamamelis japonica einen angenehmen Duft. Die Frucht entwickelt sich über den Sommer in kleinen Kapseln. Diese sind meist 15mm lang, ca. 10mm breit und im Vergleich zu anderen Arten mit 7mm sehr schmal. Die Form der Kapseln ist ein typisches Erkennungsmerkmal. Von Hamamelis japonica sind bei der Sämlingskultur unzählige neue Formen gefunden und weiterkultiviert worden, welche wir heute als Hamamelis japonica Varietät führen. Es gibt auch einige Sorten, die durch gezielt Hybridkreuzungen entstanden sind. - mollis: Diese Art ist von Zentralchina nach England in die Coombe Wood Baumschule gebracht worden. Der Artname bedeutet übersetzt soviel wie weichhaarig oder weichfilzig und beschreibt die braunfilzigen Knospen und Rinde der jungen Triebe. Ferner habe ich in den Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Sämlinge dieser Art eher weich sind, d. h. in den ersten 4-5 Jahren meist keine große Frosthärte besitzen und leicht verfrieren (Rindenplatzen bis Totalausfall). Aus diesem Grund findet man sie am Naturstandort auch in lichten Wäldern unter Ginkgo, Hainbuchen Tulpenbäumen, Eichen und Rhododendren. Dies deutet auf nährstoffreiche, saure und gut wasserführenden Standorte hin. Der Wuchs von Hamamelis mollis ist breit kompakt mit einer Wuchshöhe von 4 Metern und einer Breite von bis zu 6 Metern. Der Strauch wächst von der Basis mit mehreren Grundtrieben aufrecht und reichverzweigten, leicht überhängenden Seitenzweigen. Junge Triebe, Knospen, Fruchtkapseln und die Blattoberseiten sind auffallend braunfilzig. Im vergleich zu Hamamelis japonica sind die Triebknospen mit max. 10mm Länge und 4-5mm Breite rundlicher und kürzer. Auffallend bei dieser Art ist, dass sich die Triebe im Durchmesser bis zur Spitze hin meist nur unwesentlich verringern. Die Blüte dieser Art ist einfach prächtig: Nicht nur die mit bis zu 25mm Länge und 2mm Breite sehr großen Petalen mit ihrer intensiven gelben Färbung, sondern auch der starke, aromatische Duft macht diese Pflanze zu der besten Wildart. Da wir im Laufe der Zeit durch die Sämlingskultur viele Mollis-Typen in Kultur haben, fächert sich der Blühbeginn bei dieser Art von frühen Typen mit einem Blühbeginn ab Ende Dezember bis hin zu späten Typen mit einem Blühbeginn ab Mitte Februar. Die Blüte kann unter guten Bedingungen bis zu 8 Wochen halten.
Es gibt einige reine mollis Hybriden, die bei Zuchtarbeiten in der Art entstanden sind. - x intermedia: An der Schreibweise mit dem „x“ kann man schon sehen, dass es sich bei dieser Pflanze nicht um eine reine Art handelt. Sie kommt so nicht in der Natur vor, sondern ist von Menschenhand durch die gezielte Kreuzung zweier Wildarten entstanden. In ihr sind nun die besten Eigenschaften der Elternsorten kombiniert. Hamamelis x intermedia ist eine Hybride aus Hamamelis japonica und Hamamelis mollis. Die meisten der uns bekannten Gartenformen haben diesen Ursprung. Eine eher untergeordnete Rolle spielen die amerikanischen Arten. Zu den drei wichtigsten gehören Hamamelis virginiana, vernalis und macrophylla. - virginiana: Diese Art hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im US Bundesstaat Virginia, ist aber auch in Texas, Florida und bis nach Karolina zu finden. Sie wächst in Gebüschen und Waldrändern auf tiefgründigem, humosen Böden, gedeiht aber auch auf felsigem oder sandigem Untergrund. Die Eigenschaft der Bodentoleranz und die im Vergleich zu den anderen Arten ausgesprochen hohe Winterhärte der Jungpflanzen, macht Hamamelis virginiana zur optimalen Veredlungsunterlage. Lediglich zu der Hamamelis macrophylla scheint eine Unverträglichkeit vorzuliegen. Neben der Verwendung als Unterlage wird Hamamelis virginiana auch für die Medizin genutzt. Schon die Indianer kannten die heilende Wirkung von Rinde undBlättern der Pflanze. Es eignet sich hervorragend als Blutstillendes Mittel, z.B. bei Patienten mit Neigung zu Nasenbluten. Da Hamamelis virginiana hauptsächlich über Aussaat vermehrt wird, variieren die Pflanzen sehr. Hamamelis virginiana bildet Grossträucher bis zu 6m Höhe und 4m Breite. Sie wachsen straff Aufrecht bis breit kompakt. Die Blätter sind eiförmig, im unteren Bereich glattrandig, zur Spitze hin gekerbt. Sie werden zwischen 8-15 cm lang und 6-10 cm breit. Die Blattoberseite ist dunkler als die Blattunterseite, manchmal sogar leicht mit purpur unterlegt. Auffallend ist eine intensivgelbe Herbstfärbung. Die Triebe sind glatt und unbefilzt mit dunkel-olivgrün bis braungrüner Rinde. Auffallend sind die fast schwarzen Triebknospen, die sich stark von denen der anderen Sorten abheben. Achtung: Wer solche Triebe an seinen Hamamelis Hybriden findet, sollte diese an der Basis abschneiden, da die Unterlage sonst die Edelsorte leicht verdrängen kann. Der Grund, weshalb Hamamelis virginiana bei uns kaum eine Bedeutung hat, liegt im frühen Blühzeitpunkt. Diese Art blüht ab Mitte Oktober, zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch im vollen Laub oder in leuchtend gelber Herbstfärbung steht. So tritt die lichtgelbe bis dunkelgelbe Blüte mit ihren 1,5-1,8mm langen, bis zu 1,5mm breiten leicht gewellten Petalen kaum in Erscheinung. Umso betörender ist dafür der intensive Duft, den die Blüte verströmt. Wie anfangs erwähnt, variieren die Typen sehr, sodass man auch Typen findet, die erst nach dem Laubfall im November oder sogar erst im Februar blühen. Von Hamamelis virginiana finden wir zwar auch einige Gartenformen, diese haben aber nur "Sammlerqualität", wenn man sonst schon alle Sorten und Formen hat. - vernalis: Das Verbreitungsgebiet dieser Wildart ist in den Vereinigten Staaten eher klein. Es beschränkt sich lediglich auf Missouri, Arkansas und Louisiana. Hamamelis vernalis wächst auf kiesigen, häufig überschwemmten Flussufern. Da es sich bei den bei uns im Handel befindlichen Pflanzen in der Regel aber nicht um wurzelechte Pflanzen, sprich Sämlinge, mit diesen Standortansprüche handelt, sondern um Veredlungen auf virginiana, wären die Folgen bei ähnlicher Standortwahl für die Pflanze fatal. Der Grund, weshalb Hamamelis vernalis zu den eher unbekannten Arten gehört, liegt in dem geringen Zierwert der Art. Diese Form hat mit Petalenlängen von 6-12mm und breiten von 1-1,5mm nur sehr kleine und unscheinbare Blüten. Zudem sind die Hauptfarben meist abgestufte orange Töne, die nur wenig auffallen. Unschlagbar hingegen ist die Art durch ihren intensiven Duft, mit dem keine andere Art mithalten kann. Wer Platz im garten hat, sollte auf alle Fälle zu seinen anderen Hamamelis Hybriden eine Hamamelis vernalis var. Tomentella pflanzen, was eine umwerfende Farb- Duftwirkung in den Garten bringt. Es gibt einige dendrologisch wertvolle Sorten dieser Art. - macrophylla: Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser art ist in Georgia und Florida. Die Pflanze ähnelt Hamamelis virginiana sehr, nur dass sie erst im Februar zu blühen beginnt. Ferner sind die Blüten mit 8mm noch kleiner. Auffallend ist auch ein leicht roter Hauch auf den ansonsten blassgelben Petalen. Hamamelis macrophylla hat bei uns fast keine Bedeutung. |